Es gibt in Berlin noch einen zweiten Zoo: Tierpark Berlin Friedrichsfelde. Dieser Tierpark wurde im Ostteil der damals geteilten Stadt gegründet und unter der Leitung von Professor Dr. Dathe zu einer attraktiven, wissenschaftlichen Institution entwickelt. Heute stehen beide Zoos in Berlin unter einer Leitung, so dass sie sich gegenseitig austauschen und ergänzen können.
Die Primaten des Zoologischen Gartens habe ich im letzten Bericht behandelt. Im Tierpark Friedrichsfelde gibt es eine Reihe interessanter Primaten: Gibbons auf einer Insel in einem See, schöne Freianlagen für Schweinsaffen, Rotgesichtmakaken, Berberaffen, Rhesusaffen und für die stark gefährdeten Gelbbrustkapuziner, eine weitere Insel für Kattas; ein neueres Affenhaus mit angrenzenden Freianlagen für Husarenaffen, Rotscheitelmangaben, Brazza- und Monameerkatzen, Dscheladas, sowie für Mohren- und Mongozmakis. Relativ neu ist eine für Besucher begehbare Anlage für Varis. Hier gibt es den direkten Kontakt mit diesen Tieren. Alle genannten Arten haben mit meist neueren Anlagen ein kleines artgerechtes Habitat zur Verfügung.
Die ebenfalls vorhandenen Krallenaffen haben leider keine so guten Unterkünfte. Nach meiner Meinung sind die Vitrinen im Dickhäuterhaus zu dunkel, um eine artgerechte Haltung der Rothandtamarine, Rotbauchtamarine und Kaiserschnurrbarttamarine zu gewährleisten. Genügend Kunstlicht ist vorhanden; die Einrichtung zeugt vom Bemühen der Pfleger, den Tieren eine natürliche Umwelt zu schaffen. Aber es fehlt doch die Möglichkeit, das Tages- und Sonnenlicht in einem Freigehege zu nutzen. Vor ein paar Jahren lebte ein Goldkopflöwenäffchen zusammen mit einem Rotbauchtamarin in einer Vitrine an der Außenwand des Dickhäuterhauses. Man konnte das Innere der Vitrine kaum erkennen, weil sich in der nicht entspiegelten Scheibe die Außenwelt spiegelte. Trotzdem habe ich im Tierpark Friedrichsfelde mit die ersten brauchbaren Fotos von Krallenaffen machen können. Vor einigen Jahren lebten hier noch Goldgelbe Löwenäffchen und Zwergseidenäffchen zusammen in einer Vitrine. Ich bin nun mal ein Krallenaffenfan und hatte gehofft, dass mit dem Geld aus der Vermarktung des Eisbären Knuth ein neues Krallenaffenhaus gebaut wird und die Krallenaffen des Zoologischen Gartens und des Tierparks zusammen in ein für Besucher und Bewohner attraktives Heim kommen. Damit wäre eine Aufgabenteilung erreicht. Während sich im Zoo die Menschenaffen tummeln, könnten im Tierpark die Krallenaffen gehalten werden. Und warum kann man die schönsten Krallenaffen, die Löwenaffen, nicht in einem der beiden Hauptstadtzoos finden?
Gerhard Hoffmann