»Vom Bauernhof bis in den Dschungel« – Unter diesem Motto wirbt der Zoo auf seinem Flyer. Dies machte uns neugierig, und da wir sowieso die schöne, attraktive Stadt Stralsund besichtigen wollten, stand ein Zoobesuch mit auf dem Programm. Gleich zu Beginn das Fazit: Die Stadt ist schön und ein Besuch ist sehr zu empfehlen, zumal Stralsund die Stadt mit dem berühmten Deutschen Meeresmuseum mit dem Ozeaneum ist.
Wenn man den Zoo betritt, fallen die langen, schmalen Betonstreifen im Waldboden auf. Dies war in der ehemaligen DDR ein durchaus üblicher Straßenbelag. Das historische Ackerbürgerhaus ist mit seinen Hühnern, Tauben, Eseln usw. schön anzusehen. Auch die Gehege mit den Löwen und Polarwölfen sind gut gestaltet. Aber nun zu den Primaten. Es gibt drei Arten im Zoo:
- Eine Tafel wirbt um Spenden für ein neues Schimpansenhaus. Einige Meter weiter steht dann ein Schimpansenhaus. Es lässt sich nicht ausmachen, ob es ein altes oder das neue Schimpansenhaus ist. Die Besucher können durch nicht entspiegelte Glasscheiben in das Außengehege blicken. Wir sahen zwei apathische und gelangweilte Affen. Einer saß an einer vergitterten Tür und wartete anscheinend auf einen Tierpfleger. In dem Raum zwischen zwei Gittertüren lag ein gelber Plastiksack. Diesen versuchte der Affe zu erlangen. Vergeblich. Der andere Affe saß auf einem Baumstumpf und bewegte seine Vordergliedmaßen unkoordiniert über seinen Kopf und nach vorn ausgestreckt. Dabei schob er seine Unterlippe weit hervor. Und plötzlich, als er uns durch die Scheibe sah, erhob er ein schrilles Geschrei, sprang mit ein paar Sätzen auf uns zu und trommelte mit geballten Fäusten gegen die Glasscheiben. Wir waren erschrocken. Mein Eindruck war, dass die zwei Schimpansen traumatisiert sind. Dies ist durchaus möglich, denn man muss wissen, dass der Zoo Stralsund Schimpansen aus nicht artgerechten Haltungen (Zirkus, Schausteller) aufgenommen und ihnen eine neue Heimat gegeben hat. Da sind etwaige Verhaltensauffälligkeiten durchaus verständlich. Sicher wird sich die Situation für die Schimpansen verbessern, wenn das neue Affenhaus fertig gestellt ist.
- Ein Stück weiter liegt das Gehege mit einer Gruppe Lisztaffen. Auch hier gibt es Glasscheiben, damit die Äffchen gut zu beobachten und zu fotografieren sind. Das Gehege ist gut bepflanzt, sodass die Tiere viel Bewegungsfreiheit haben. Diese Anlage ist nicht zu beanstanden.
- Die dritte Art, Schwarzbüscheläffchen, leben im sogenannten Südamerikahaus mit einer Einrichtung, die einem Dschungel ähneln soll. Einige exotische Pflanzen, ein paar Aquarien mit exotischen Fischen, verschiedenen Spinnen, Insekten und Reptilien und schließlich frei laufende Krallenäffchen bevölkern das um einen Dschungel vorzuzeigende viel zu kleine Haus. Ich konnte zwei Schwarzbüscheläffchen entdecken und fotografieren. Nachdem diese Äffchen sich auf einem Ast sitzend gezeigt hatten, versteckten sie sich oberhalb einer wärmenden Neonröhren-Lampe, die an einem Deckenbalken befestigt ist. So entzogen sie sich unseren Blicken.
Die Affen der drei Primatenarten sahen gut gepflegt aus. Wie schon bei anderen Gelegenheiten bemerkt, sind einige Affenarten sehr anpassungsfähig und manchmal züchten sie auch.
Der Zoo Stralsund hat seinen Schwerpunkt auf die Erhaltung von Haustierrassen wie Hühner, Schafe, Ziegen usw. gelegt. Daneben sind auch einheimische Tiere, wie Störche, Luchse, Rothirsche und Steinadler zu sehen. In Zuchtprogrammen im Rahmen des EEP werden Chinesische Leoparden und Syrische Braunbären genannt.
Gut besucht war eine Veranstaltung zur Einschulung. Die Tierpfleger zeigten in einer Tierschau Greifvögel, Hühner und Papageien. Außerdem gab es Pony-Reiten, eine Hüpfburg, Schminken der Kinder und Ausmalen von Tierbildervorlagen.
(August 2015)
Gerhard Hoffmann