Sie ist ein Weibchen, und sie läuft und springt in ihrem schönen, gut ausgestatteten Gehege hastig hin und her. Seit dem Verlust ihres Partners zeigt sie öfter den benachbarten, nur durch eine Glasscheibe getrennten Weißbüscheläffchen (Callithrix jacchus) Drohgebärden, die sich immer mehr gesteigert haben. Sie war schon immer etwas „kratzbürstiger“. Doch die Weißbüscheläffchen, übrigens eine sehr schöne Gruppe, ignorieren die kleine Einzelgängerin und lassen sich nicht provozieren. Als die Weißbüscheläffchen sich aus dem offenen Bereich ihres Geheges in die hinteren, wärmeren Gefilde ihrer Unterkunft zurückgezogen und sich somit den Blicken des Schnurrbarttamarins entzogen haben, wird unser kleines Weibchen ruhiger. Es begutachtet nun das ihr hingestellte Essen, und sie nimmt das eine oder andere Fruchtstück, beißt etwas ab und lässt den Rest auf den Boden fallen.
Um es nun aufzulösen: es ist das einzige in deutschen Zoos lebende Exemplar eines Schnurrbarttamarins (Saguinus mystax). Nicht zu verwechseln mit dem Kaiserschnurrbarttamarin (Saguinus imperator). Die Mitarbeiter des „Arche Noah“ Zoos in Braunschweig versuchen ein Männchen zu finden, doch bis jetzt ohne Erfolg. Es gibt tatsächlich nur wenige europäische Zoos, die Schnurrbarttamarine im Bestand haben.
Ich drücke den Mitarbeitern des Zoos in Braunschweig alle Daumen, dass sie bald erfolgreich bei der Suche nach einem Männchen sind. Und dass dieses Männchen hilft, das Weibchen zu beruhigen.
Neben diesen zwei erwähnten Krallenaffen-Arten gibt es in Braunschweig noch Lisztäffchen (Saguinus oedipus), die auch die Möglichkeit haben, sich frei im Park zu bewegen. Eine sehr schöne Gruppe Goldkopflöwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) fand mein besonderes Interesse. Diese hatten Junge, und die ganze Familie beäugte neugierig die blinkenden Linsen des Kameraobjektivs. Außerdem gibt es in dem kleinen Zoo noch Totenkopfäffchen (Saimiri sciureus), Berberaffen (Macaca sylvanus) und Kattas (Lemur catta).
Gerhard Hoffmann