Auf Facebook schrieb der Vogelpark Marlow am 31. März 2018: „Ihr Lieben, wir wünschten es wäre ein Aprilscherz: Ist es aber nicht. Seit gestern Abend sind mindestens 30 cm Neuschnee bei uns gefallen. Der Schnee ist sehr nass und somit sehr schwer. ALLE unsere Flugvolieren sind unter den Schneemassen zusammen gebrochen. Es ist eine absolute Katastrophe. Gestern Abend konnten wir noch die meisten Loris im Haus einsperren, die meisten Wellensittiche sind auch sicher. Die Flamingos konnten wir noch rechtzeitig einsperren. Momentan sind 3 Schneeeulen, 2 Bartkäuze, 2 Schwarzstörche, 1 Seeadler, etliche Waldrappen außerhalb ihrer Anlagen unterwegs. Die Stimmung im Team ist bedrückend und verzweifelt. Der Schaden ist riesig. Der Park bleibt bis auf weiteres geschlossen. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt nicht, wann wir alle Schäden beseitigt haben. Wie könnt ihr helfen? Ihr könnt uns spenden: Vogelpark Marlow.“

Soweit die Schreckensnachricht. Inzwischen sind viele Spenden eingetroffen und der Neuaufbau zerstörter Anlagen ist in vollem Gange. Davon konnte ich mich am 10. September 2018 bei meinem zweiten Besuch in Marlow überzeugen. Auf meine Anfrage, was ist aus den Primaten geworden, erhielt ich die Antwort, dass eine kleine Affen-Voliere völlig zerstört wurde. Hier lebten früher Lisztäffchen. Die Anlage ist wieder aufgebaut, statt dem ehemaligen Kunststoffnetz wurde ein Stahlnetz eingebaut und beherbergt heute Blasskopfsakis und Goldkopf Löwenäffchen. Hat mir sehr gut gefallen. So nah war ich Löwenäffchen noch nie. Lisztäffchen und Rotbauchtamarine sind nicht mehr im Bestand. Dafür sind die Löwenäffchen neu hinzugekommen. Auch die große Südamerika-Voliere hat Schaden genommen. Die Stahlseile und das Netz waren gerissen. Das Kunststoffnetz wurde durch ein großmaschigeres Netz ersetzt und die Anlage soll in den kommenden Jahren mit einem neuen Konzept erneuert werden. Nicht nur die Tierpfleger, sondern auch ich sind gespannt, welche Ideen hier umgesetzt werden.
Weißkopfmaki Katta Goldkopf Löwenäffchen Roter Vari Springtamarin
Aber noch mal zu den Primaten: Neben der Schneekatastrophe gab es auch andere Gründe zur Veränderung des Primatenbestandes. Durch den Verlust der kleinen Affen-Voliere mussten die Lisztäffchen abgeschafft werden. In der Südamerikavoliere lebten ehemals Springtamarine, Rotbauchtamarine und Blasskopfsakis. Aber die Springtamarine waren gegenüber ihren Mitbewohnern unverträglich, so dass die Rotbauchtamarine abgeschafft und die Blasskopfsakis umgesetzt wurden. Die Entscheidung für die Springtamarine fällten die Tierpflegerinnen. Kattas und Rote Varis leben in schönen Freianlagen mit dazugehörigem Nachthaus bzw. Winterquartier. Zu erwähnen wäre noch, dass man in den Affenvolieren Vergesellschaftungen mit Vogelarten vorgenommen hat. Mit den Löwenäffchen leben Helmhokkos (Helmhokkos gehören zur Familie der Hokkohühner, Cracidae, und leben in den Tropen und Subtropen Süd- und Mittelamerikas) und in der großen Südamerika-Voliere befinden sich neben den Springtamarinen noch Seriemas (Serimas, Cariamidae, sind eine Familie vorwiegend am Boden lebender Vögel, die in trockenen, offenen Landschaften im zentralen Brasilien, östlichen Bolivien, Paraguay, Uruguay und im nördlichen bis zentralen Argentinien leben) und etliches Wassergeflügel.
Trotz der Schneekatastrophe zu Ostern 2018 ist ein Besuch des Vogelparks Marlow empfehlenswert. Man sieht die Bautätigkeit und die nicht beeinträchtigten oder wieder aufgebauten Anlagen sind schön, und durch den natürlichen Bewuchs mit Kraut-, Busch- und Baumpflanzen bieten sie den Tieren hervorragende Habitate.
