Bewusst gehe ich schon seit 1998 auf Primatensuche in zoologische Einrichtungen. Das sind immerhin fast 23 Jahre. Nun sind alle Zoos und Tiergärten geschlossen. Die Auswirkungen der Corona-Krise haben uns alle erfasst. Vor allem die Menschenaffen sollen geschützt werden, die Gefahr einer Ansteckung und einer Übertragung von Mensch zu Tier und umgekehrt soll damit verhindert werden. Doch im Bronx-Zoo New York haben sich einige Raubkatzen (Tiger und Löwen) infiziert.
Es bleibt mir nur, mit dieser Zoogeschichte über meine eindrucksvollsten Begegnungen bei den Zoobesuchen der letzten 10 Jahre zu berichten. –
Einige Zoos zeigen Primaten nur über einen kurzen Zeitraum und es ist Glücksache, seltene Affen vor die Linse zu bekommen. Entweder sind Affen leihweise eingestellt, oder sie sterben einfach, oder sie werden zurückgegeben, weil die Anforderungen im jeweiligen Zoo nicht gewährleistet sind. Ich habe mal von meinen über 4500 Fotos eine Inventur gemacht und habe etwa 50 selten gezeigte Primaten gefunden. Hier nur die bemerkenswertesten Primaten:
Im Zoologischen Garten Berlin: Fingertier oder Aye-Aye war im Nachthaus zu sehen, ist aber nicht mehr im Bestand.
Zoo Köln: Großer Bambuslemur und Rotschenkliger Kleideraffe. Die Kleideraffen sind nicht mehr im Zoo zu sehen.
Zoo Wuppertal: Brillenlanguren, nicht mehr im Bestand.
Tierpark Eberswalde: Südliche Gelbwangen Schopfgibbons.
Zoologischer Garten Magdeburg: Schwarzschwanz Seidenäffchen. Schwarze Löwenäffchen wurden nach Jersey umgesetzt, ob sie dort noch leben ist mir nicht bekannt.
Apenheul (NL): Kronensifaka. Der noch verbliebene Nasenaffe wurde wegen Haltungsschwierigkeiten nach Singapur zurückgegeben.
Prag (CZ): Silbergibbon, Mexikanischer Klammeraffe und Schnurrbarttamarin.
Antwerpen (B): Östlicher Flachlandgorilla oder Grauers Gorilla. Es ist der einzige Gorilla dieser Art, der in Europa gezeigt wird. Das war für mich ein besonderer Moment.
Zoo Pilsen (CZ): Alaotra Halbmaki, Rotschultertamarin.
Tierpark Berlin-Friedrichsfelde: Venezuela Roter Brüllaffe; das Pärchen Blauaugenmakis war leider nur wenige Monate im Tierpark und ist laut Auskunft der Pfleger an Altersschwäche gestorben.
Zoo Leipzig: Kronenmaki.
Thüringer Zoopark Erfurt: Nilgirilangur, nicht mehr im Bestand, wahrscheinlich verstorben.
Gute Informationsmöglichkeiten bietet www.zootierliste.de.
Das sind nur einige der 50 von mir gesammelten Highlights.
Meine Lieblingsprimaten, Goldgelbe Löwenäffchen und Goldkopflöwenäffchen, sind doch in vielen Zoos zu erleben. Dazu möchte ich die Einrichtungen mit vorbildlichen Haltungsbedingungen erwähnen: Kopenhagen, Apenheul, Magdeburg, Köln, Leipzig, Chemnitz, Antwerpen, Münster, Krefeld, Frankfurt, Lutherstadt Wittenberg, Lissabon, Liberec, Wroclaw.
Es ist zu hoffen, dass die Corona-Krise glimpflich für Mensch und Menschenaffe verläuft und ein baldiges Ende in Sicht ist. Danach sind natürlich Besuche in den beiden Berliner Zoologischen Einrichtungen vorgesehen.
Berlin, 20. April 2020

Gerhard Hoffmann