Laut Zootierliste gibt es im Tierpark Cottbus fünf Primatenarten. Trotz der kleinen Anzahl war ich neugierig (vor allem auf die Borneo-Gibbons) und ich fuhr hin. Es ist ja nicht so weit von Berlin aus.
Der Tierpark ist eingebettet in den großartigen Branitzer Park, der von Hermann Fürst von Pückler-Muskau, einem großen Gartenkünstler, angelegt wurde. Um alle vier Primatenarten zu erkunden, muss man gut zu Fuß sein, denn das Gelände ist groß. Aber ich fand sie mit Hilfe eines gut gestalteten Zooplans. Dieser Zooplan ist in deutscher und polnischer Sprache gehalten, denn Cottbus liegt ja dicht an der deutsch-polnischen Grenze. Auch die Beschilderung ist vorbildlich zweisprachig.
Doch nun zu den Affen: Die Haubenkapuziner (Cebus apella) müssen sich mit einem etwas dunklen, alten und nicht ganz artgerechten Gehege zufriedengeben. Hier sind Verbesserungen vorstellbar. Ich konnte auch kein Foto von den Affen machen, weil sie durch das dichte Drahtgitter hindurch nicht zu fokussieren sind und weil es viel zu dunkel im Gehege ist.
Ganz anders bei den anderen vier Arten. Die Kattas (Lemur catta) haben ein schönes Außengehege. Sie saßen mit ausgebreiteten Armen in der wärmenden Frühlingssonne. In einer sehr schönen Anlage leben die Rotschwanz Kaiserschnurrbarttamarine ( Saguinus imperator subgrisescens). Die Außenanlage ist hell, geräumig und gut bepflanzt. Hat mir sehr gut gefallen.
Die Gibbons werden in einem Warmhaus gehalten, das über einen Baumstamm, der über einen Wassergraben reicht, mit einer größeren Gibboninsel verbunden ist. Ich konnte einen Weißhandgibbon (Hylobates lar) und einen Borneogibbon (Hylobates muelleri) zusammen auf der Insel beobachten und mit entsprechendem Teleobjektiv auch fotografieren. Ich habe ein wenig Bedenken, ob es artgerecht ist, zwei so verschiedene Arten gemeinsam zu halten, zumal sie im Wildleben zwei unterschiedliche Verbreitungsgebiete haben, also allopatrisch leben. Der Weißhandgibbon kommt nicht auf der Insel Borneo vor und der Borneogibbon lebt ausschließlich auf Borneo. Nach meinen Beobachtungen vertragen sich die beiden Gibbons in Cottbus gut. Sie groomen und spielen miteinander. Ich konnte nicht ausmachen welchen Geschlechts beide Gibbons sind. Aber jeweils einen Gibbon alleine zu halten, ist sicher auch nicht gut und sollte vermieden werden. Vielleicht könnte man über einen Austausch mit einem anderen Zoo nachdenken.
Meine Erfahrung bei diesem Besuch: Auch kleinere Zoos können mit Überraschungen aufwarten. So gibt es in Deutschland nur noch in Hamm die im Wildleben gefährdeten Borneo-Gibbons zu sehen.
(Stand April 2015)
Gerhard Hoffmann