Nun hat es mich doch erwischt! Als ich aus dem Parkhaus am Zoo auf die Straße trat, regnete es in Strömen. Der Haupteingang war schnell erreicht und ich konnte in die trockenen Häuser fliehen. Durch Kakteen, Orchideen und Palmen, tropischen Vögeln, Kamelien und Seerosen fand ich mich schließlich bei den Menschenaffen wieder. Damals gab es noch alle vier Arten der großen Menschenaffen zu sehen. Inzwischen wurden die Schimpansen abgeschafft und nach Ungarn umgesiedelt. Nun werden noch Bonobos, Gorillas und Orang-Utans gehalten.
Neben dem Menschenaffenhaus gibt es eine Jungtieraufzuchtstation, in der Menschenaffenbabys von Hand aufgezogen werden. Die ganze Anlage wird zur Zeit umgebaut. Die Aufzuchtstation wird offener, so dass Besucher die Arbeit in der Station beobachten können. Aus ganz Europa werden hier Affenkinder, die von ihrer Mutter nicht angenommen werden, gepflegt. Das Unternehmen steht unter der Betreuung des EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm), von dort werden auch die entsprechenden Empfehlungen ausgesprochen.
Nach den Menschenaffen gelangt man zu Kaiserschnurrbarttamarinen, Weißgesichtseidenäffchen, Zwergseidenäffchen und Springtamarinen. Auch eine Zuchtgruppe der seltenen Drills gibt es hier. Goldstirnklammeraffen, Weißhandgibbons und Haubenlanguren folgen. Auf den Subtropenterrassen sind Totenkopfäffchen zu Hause und auf einem Affenfelsen lebt eine Gruppe Dscheladas und Rotgesichtmakaken. Im Amazonienhaus werden Schwarze Brüllaffen, Weißkopfsakis und Goldkopflöwenäffchen gezeigt. Einem Goldkopflöwenäffchen fehlte ein Stück vom Schwanz. Ein Weißkopfsaki soll der Übeltäter gewesen sein. Nach diesem Vorfall wurden die beiden Arten getrennt. Es gibt dann noch ein Nachttierhaus, wo als einzige Primaten Mausmakis gehalten werden.
Bei all der Begeisterung für die Primaten sollten aber auch die anderen Tiere nicht vergessen werden. Alle von mir besuchten Zoos hatten für bestimmte Arten im Rahmen des EEP die Verantwortung übernommen. Damit zeigt sich die große Bedeutung der Zoos für die Arterhaltung. Die Wilhelma beteiligt sich an 60 EEPs, 28 ESBs (European StudBook) und 41 Int. ZB (Internationale Zuchtbücher), vom Ameisenbär bis zum Zwergflusspferd.
Mit dem Besuch der verschiedenen Häuser hatte ich die „Regenzeit'“ überstanden. Als ich den Zoo verließ, strahlte die Sommersonne vom Himmel, so dass ich bei bestem Wetter nach Berlin fahren konnte.
(Besuch im Januar 2011)
Gerhard Hoffmann