Auf diesen Zoo in Belgien wurde ich aufmerksam, weil hier der einzige Östliche Flachlandgorilla oder Grauers Gorilla in menschlicher Obhut in Europa gezeigt wird. Seit 1843 gibt es diesen Zoo mitten in der Stadt, ganz in der Nachbarschaft zum Hauptbahnhof. Deshalb ist der Zoo gut zu erreichen und auch Parkmöglichkeiten sind ausreichend vorhanden. Zurzeit wird gebaut: Ein neues Restaurant und eine große Savannenanlage. Die bereits bestehenden Anlagen sind sehr gut und die meisten Gehege sind modern und vorbildlich ausgeführt. Die Einrichtungen zeigen das Bemühen der Zoomitarbeiter, den Tieren ein naturnahes Habitat zu bieten. Eine besondere Attraktion ist das Aquarium und das Nachttierhaus.
Doch nun zu den Primaten: Ein großes, helles Haus mit geräumigen Gehegen, die nur durch große Glasscheiben von den Besuchern getrennt sind, beherbergt die kleineren Primaten. Hier werden Goldkopf Löwenäffchen, Springtamarine, Weißkopfbüscheläffchen, Zwergseidenäffchen, Rote Varis, Kolumbien Braunkopf Klammeraffen, Guerezas, Eulenkopfmeerkatzen und Schwarze Haubenlanguren gezeigt. Besonders die Schwarzen Haubenlaguren haben eine sehr attraktive Ausstattung ihres Geheges: Alte Mauerfragmente sollen buddhistische Klöster darstellen. Ein etwas versteckt liegendes Gehege zeigt Mandrills. Kurz darauf kommt man zum neuen Menschenaffenhaus. Zentralafrikanische und Westafrikanische Schimpansen sowie Bonobos sind in getrennten Bereichen untergebracht. Aber der Höhepunkt ist der Östliche Flachlandgorilla oder Grauers Gorilla, der einzige in Europa in menschlicher Obhut lebende Gorilla dieser Unterart. Er lag ruhig dicht an der Glasscheibe und lies sich von der großen Besucherzahl nicht beeindrucken. Tief schwarzes Haar und braune Augen unterscheiden diese Unterart der Berggorillas von den Westlichen Flachlandgorillas. Eigentlich ist die Bezeichnung Östlicher Flachlandgorilla nicht ganz richtig, denn diese Menschenaffen leben in bergigen Gebieten bis auf 2800 Meter über N.N. Daher ist Grauers Gorilla die treffendere Bezeichnung.
Weitere Highlights sind das Nachttierhaus mit den Nördlichen Grauen Schlankloris, Senegal-Galagos und Nachtaffen sowie das Aquarium mit einem Korallenriff in einem sehr großen Becken. Ganz toll anzusehen. Vor allem die Größe dieser Anlage ist beeindruckend.
Außerdem gibt es eine Anlage mit Bolivianischen Totenkopfäffchen und Brillenbären. Wobei die Totenkopfäffchen ständig auf der Hut vor den Bären sind. Aber scheinbar geht von den Bären keine Gefahr aus, weil die Totenkopfäffchen viel zu aufmerksam und zu schnell sind.
Jedenfalls ist der Zoo Antwerpen nur zu empfehlen und hinterlässt einen rundum positiven Eindruck. Daran ändern selbst die Beeinträchtigungen nichts, die die Baumaßnahmen zur Errichtung der Savannenanlage mit sich bringen. Natürlich zeigt der Zoo noch andere Tiere wie Löwen, Leoparden, Tapire, Okapis, Elefanten, Kamele, Pinguine, Seelöwen, Giraffen, Zebras und viele Vogelarten. Was also zu einem großen Zoo gehört. Insgesamt sollen es mehr als 5000 Tiere sein.
Die Zuchtprogramme des Antwerpener Zoos spielen eine große Rolle bei der Erhaltung bedrohter Tierarten wie Przewalski-Pferd und Fischotter. Für Kongopfau, Goldkopflöwenäffchen, Bonobo und Okapi führt der Zoo das Zuchtbuch im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms.
(Juni 2016)
Gerhard Hoffmann