Der zweitgrößte Zoo der Tschechischen Republik nach Prag interessierte mich schon länger, weil es dort die selten gezeigten Rotschulter-Tamarine (Leontocebus lagonatus) gibt. Der Zoologische und Botanische Garten der Stadt Pilsen hat für 2016 das Motto „Im Rausch der Farben und Düfte“ gewählt. Mit etwa 1300 Tierarten und über 90.000 Pflanzenarten wird man in Pilsen diesem Anspruch gerecht.
Und so kann auch ich diesen Zoo erleben. Mit dem preiswerten Eintritt erhielt ich einen hervorragend gestalteten Flyer mit Zooplan und einigen Erklärungen. Neben dem eigentlichen Zoo mit seinem schönen Bestand an Pflanzen gibt es einen Dino-Park. Außerdem gehört zum Zoo ein Amphitheater, in dem zum Beispiel auch Vogelflugschauen veranstaltet werden. Der Zoo selbst ist in zoobiografische Zonen aufgeteilt: Australis, Orientalis, Nearktis, PalÇarktis, Afrotropis und Neotropis.
Mich interessierten natürlich die Primaten. Und hier hat der Zoo einiges zu bieten: An Halbaffen sind Braune Makis, Rotstirnmakis, Fettschwanzmakis, Gürtelvaris, Schwarzweiße Varis, Rote Varis, Senegal-Galagos, Mausmakis, Mohrenmakis, Rotbauchmakis, Kattas, Halsbandmakis, Alaotra Halbmakis und Weißkopfmakis zu sehen. Wobei ich besondere Aufmerksamkeit auf die Gürtelvaris und die Alaotra Halbmakis legte. Alle diese Halbaffen leben in einem gesonderten Tierhaus und sind hinter Glasscheiben gut zu beobachten.
Die Neuweltaffen sind mit Goldkopf-Löwenäffchen, Weißbüscheläffchen, Gelbbauch-Zwergseidenäffchen, Rothandtamarinen, Lisztäffchen, Rotschwanz Kaiserschnurrbarttamarinen, Silbernen Seidenäffchen, Rotbauchtamarinen und eben den Rotschultertamarinen sowie den Weißkopfsakis vertreten.
Mein fotografischer Jagdtrieb hatte es vor allem auf die Rotschultertamarine abgesehen. Auch diese Primaten leben hinter Glasscheiben. Bartaffen (Wanderus), Schimpansen, Angola Guerezas und Brazza Meerkatzen vertreten die Primaten der Alten Welt. Bolivianische Nachtaffen sind in einem Nachthaus zu sehen. Hier gelangen mir einige gute Fotos von diesen nachtlebenden Primaten.
Alle Gehege machten einen sauberen Eindruck und man sah das Bemühen, den Tieren eine naturnahe Unterkunft zu bieten. Der Zoo liegt in einem Tal, sodass man gut zu Fuß sein muss. Die Gehege sind gut in die Landschaft integriert.
Der Zoo Pilsen nimmt an Kampagnen der EAZA teil und unterstützt Projekte und Rettungszentren für: Wachtelkönig, Panayhornvogel im Rettungszentrum Talarak auf der philippinischen Insel Negros, Riesen Elenantilope im Senegal (Afrika), Blauaugenmaki in Sahamalaza (Madagaskar), Vipera latifii im Iran und die Rettungsstation Cikananga auf Java (Indonesien). Erfolgreiche Zuchten gab es unter anderem bei Spornschildkröten, Sumpfkrokodilen, zahlreichen Reptilien, Krallenäffchen und Lemuren. 40 Tierarten, die im EEP (Europäisches Erhaltungs-Zuchtprogramm), erfasst sind, werden im Zoo gehalten und für Graue Mausmakis und Fettschwanzmakis ist der Zoo Pilsen der Zuchtbuchführer.
Trotz der etwas längeren Anfahrt hat sich der Besuch in Pilsen gelohnt. Leider hatte ich keine Zeit, die Brauerei des Pilsener Bieres zu besuchen. Vielleicht beim nächsten Mal.
(Juli 2016)
Gerhard Hoffmann