„Der artenreichste Zoo der Welt“, so behauptet der Berliner Zoo von sich selbst. Es soll hier 19000 Tiere in rund 1400 Arten geben. Nachzählen kann man das nicht. Aber es stimmt schon, artenreich ist er und schön. Auch schön gelegen mitten in Berlin. Und seit dem Wechsel an der Spitze mit dem neuen Zoodirektor Dr. Knieriem hat sich auch allerhand getan. Am augenfälligsten ist eine neue Berufsbekleidung der Mitarbeiter. Das gilt auch für den Tierpark, denn beide zoologische Einrichtungen werden seit längerer Zeit unter einheitlicher Leitung geführt. Aber auch bei den Tieren sind Veränderungen bemerkbar. So gibt es seit Kurzem wieder Panda-Bären, frisch aus China eingetroffen. Und der Zoo hat für diese schönen Panda-Bären ein neues 5000 Quadratmeter großes Gelände geschaffen, mit Freigehege und Warmhäusern, die erfreulicherweise mit großen Glasscheiben versehen sind, so dass ein ungetrübter Blick auf die schönen Tiere garantiert ist. Auch die Einrichtung scheint artgerecht zu sein, denn die Bären fühlen sich wohl. Die Bambuskost wird aus den Niederlanden angeliefert und wird gut angenommen.
Einer der zwei Bären gibt den Experten jedoch ein Rätsel auf. Der Bär bewegt sich ständig im Rückwärtsgang durch sein Reich. Ist es eine Verhaltensstörung oder nur ein anderes vorübergehendes Phänomen? Wird hoffentlich zu klären sein. Der Besucherandrang ist hier hoch, und so hat seit dem Eisbären Knut der Zoo mal wieder ein Zugpferd in der Anlage.
Doch nun zu den Primaten: Hier sind einige Veränderungen sichtbar. Im Nachthaus
fehlt das Fingertier (Aye-Aye), der Potto; im Affenhaus konnte ich die
Schwarzbüscheläffchen und die Schwarzweißen Varis nicht sehen. Vielleicht leben
sie zeitweise im Hintergrund. Auch die Kappengibbons waren nicht zu entdecken,
vielleicht war es den Gibbons zu kalt für einen Besuch auf ihrer Insel. Das
konnte ich auch bei fast allen Primatenarten beobachten. An diesem recht kühlen
Vormittag Mitte Oktober mieden fast alle Affen ihre Außenbereiche, in den
Warmhäusern war es viel gemütlicher, zumal auch dort die Fütterung erfolgte.
Alle anderen Primatenarten waren präsent. Meine Meinung zum veralteten Affenhaus
muss ich wiederholen. Wann bemüht sich der Zoo um eine artgerechtere Haltung der
in verkachelten Innengehegen lebenden Primaten? Auch die zugehörigen Außengehe,
die vom Publikum kaum einsehbar sind, könnten erneuert werden. Ein gutes
Beispiel liefert das neue Außengehege der Weißbüscheläffchen. Die früher
vorhandenen Japan- oder Rotgesichtmakaken scheinen im Tierpark Friedrichsfelde
ein neues Zuhause gefunden zu haben.
Eine Bemerkung möchte ich noch loswerden: Wieso hat der artenreichste Zoo der
Welt keine der schönsten Krallenaffen überhaupt, den Goldgelben Löwenäffchen,
den Goldkopf Löwenäffchen und den Schwarzen Löwenäffchen in seinem Bestand?
Solche „kleinen“ Zoos wie Magdeburg, Wittenberg oder Chemnitz machen es vor
und zeigen diese schönen Primaten in hervorragend gestalteten Kleinhabitaten.
Soweit meine Meinung. Einige schöne Fotos konnte ich mit nach Hause nehmen,
sodass der Besuch doch sehr erfreulich war.
Nach diesen Eindrücken nahm ich die nächste S- und U-Bahn und fuhr nach
Berlin-Friedrichsfelde und ging in den Tierpark. Der Bericht folgt in der
nächsten Ausgabe der Zoogeschichten.
Gerhard Hoffmann